„Wasser, das zum Wasser geht“
Jeder Bach eine Geschichte, jeder Fluss ein Roman, jeder Strom ein Epos: Zwischen Fließgewässern und Literatur besteht eine Wesensverwandtschaft, und von beiden möchten wir uns nur zu gern entführen lassen.
Rund zwanzig von ihnen folge ich in meinem neuen Buch, vom mächtigen Amazonas bis zur beschaulichen Hase. Gleich den tibetischen Mönchen stemple ich das Wasser, um in Trance zu fallen, ich tauche in der Quelle der Sorgue, singe den Loisach-Blues, erkunde die Karsthöhlen, die die Reka gegraben hat, spüre einem unsichtbaren Detektiv auf dem Hudson nach und einer Wasserfrau am San Juan. Ich fröne einigen der letzten Urlandschaften der Erde und muss doch Abschied nehmen von der Wildnis.
Wie wirken Natur und Zivilisation im 21. Jahrhundert aufeinander ein? Welchen Einfluss haben historische Entwicklungen und politische Gegebenheiten, welche Konsequenzen ergeben sich aus Klimawandel, Bevölkerungswachstum oder Verkehrsprojekten? Was erzählen Flüsse über unsere Sehnsüchte, was über unsere Zeit?
Neben ausgedehnten Reisen unternehme ich auch Streifzüge durch mythologische Gefilde und widme mich den Flüssen des Paradieses ebenso wie denen des Totenreichs. Uralte Vorstellungen von einer beseelten Natur erhalten heute im Zuge weltweiter juristischer Bemühungen um die „Eigenrechte der Flüsse“ neuen Auftrieb. Auf manchen großen Wasserläufen gründen ganze Zivilisationen, und sie werden auch unsere Zukunft maßgeblich mitbestimmen, als Widersacher wie als Wasserspender, als Grenzscheiden wie als Handelswege, als Kraftorte wie als Passagen in die weite Welt.
Galiani Verlag, Berlin, 2024
368 Seiten, gebunden, 32 €, auch als E-Book (24,99 €)
ISBN: 978-3-86971-308-3
Erscheinungstermin: 10. Oktober 2024